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Klinische Hämotherapie & Therapeutische Apheresen

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Die Apherese ist ein medizinisches Verfahren, welches extrakorporal (außerhalb des Körpers) mittels eines Zellseparators antikoaguliertes Blut in seine zellulären und löslichen Komponenten mittels Zentrifugation auftrennt.

Pathogenetisch relevante Blutbestandteile werden entfernt, wohingegen die Restkomponenten, zumeist inklusive einer Ersatzlösung, dem:der Patient:in zurückgeführt werden. Es besteht auch die Möglichkeit, Blut bzw. Plasma über spezielle Filter zu leiten, um relevante Substanzen bzw. Zellen zu entfernen.

Für die Wirkungsweise therapeutischer Hämapheresen gelten zwei prinzipielle Annahmen:

  1. Die vorliegende Erkrankung bzw. deren Symptome stehen in ursächlichem Zusammenhang mit krankhaften oder krankhaft vermehrten oder fehlenden physiologischen Blutbestandteilen.
  2. Die pathogenetisch relevanten Substanzen können mit einer therapeutischen Hämapherese effizient entfernt oder fehlende Bestandteile adäquat ersetzt werden, um einen klinischen Therapieerfolg zu erzielen.

Man unterscheidet dabei Therapeutische Zytpheresen und Therapeutischer Plasmaaustausch.

Leykozytendepletion:

  • Die Entfernung von Leukozyten als Notfallbehandlung wird bei Patient:innen mit hochzelligen Leukämien eingesetzt, wenn es durch die hohe leukämische Zellzahl im Blut zu Mikrozirkulationsstörungen (Durchblutungsprobleme) lebenswichtiger Organe kommt.

Erythrozytapherese:

  • Erythrozytenaustausch: Ersatz pathologischer Erythrozyten durch gesunde Spendererythrozyten z.B. bei der Sichelzellerkrankung, Malaria oder Babesiose.
  • Erythrozytendepletion: Entfernung von Erythrozyten z.B. bei der Hämochromatose. Alternativ wird hier auch der klassische Aderlass durchgeführt.

Extrakorporale Phototherapie (ECP):

  • ist eine immunmodulierende Therapie, bei welcher ein mononukleäres Zellkonzentrat außerhalb des Körpers mit einem Photosensitizer (8-Methoxypsoralen) versetzt, mit UVA-Licht bestrahlt und anschließend reinfundiert wird. Diese Behandlung führt zur Apoptose (Zelltod) der bestrahlten Leukozyten, was nach Rückgabe in Patient:innen durch noch nicht gänzlich geklärte Prozesse tolerogene Effekte bewirken kann. Diese Art der Toleranzinduktion macht man sich bei Patient:innen mit Abstoßungsreaktionen nach Organtransplantation (besonders nach Herz- und Lungentransplantation) oder bei der Transplantat-gegen-Wirt-Reaktion (Graft-vs-Host-Erkrankung) nach allogener Stammzelltransplantation zunutzen. Initial zugelassen wurde die ECP zur Behandlung von Patient:innen mit bestimmten Formen des kutanen T-Zell Lymphoms.

Austausch von Plasma gegen eine Ersatzflüssigkeit (Therapeutischer Plasmaaustausch):

Am häufigsten angewendet wird die Plasmaaustauschbehandlung bei Patient:innen mit Antikörper-mediierten Erkrankungen (z.B. Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose; Antikörper-assoziierte Vaskulititen/Glomerulonephritiden; Antikörper-mediierte Abstossung eines transplantierten Organs). Die krankheitsinduzierenden Proteine und Antikörper werden entfernt und durch eine Humanalbuminlösung oder gesundes Spenderplasma ersetzt. Da sich nur ein gewisser Anteil der Antikörper in der Blutbahn befinden, wohingegen der größere Anteil im Gewebe lokalisiert ist, sind in der Regel mehrere Apheresebehandlungen im Abstand von jeweils etwa 2–3 Tagen erforderlich, um die Umverteilung der pathologischen Proteine in die Blutbahn abzuwarten.

Das Verfahren der Plasmapherese kommt auch zur Anwendung bei lebensbedrohlichen Krankheitsbildern wie der thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura, die auf einem Mangel der Zinkprotease ADAMTS13 beruht, welcher genetisch oder durch Autoantikörper ausgelöst werden kann. Heute wird der Plasmaaustausch bei der TTP zumeist nur mehr als Zusatzbehandlung zur Therapie mit Caplacizumab eingesetzt.